Es gibt den schönen Ausdruck „Internetausdrucker“. Ich mag den Begriff, denn er ist witzig – und beschreibt wunderbar eine ganz bestimmte Spezie von Menschen, die mit dem Internet wirklich so rein gar nichts anfangen können und sich Webseiten ausdrucken, um sie zu lesen. E-Mails sowieso. Es soll noch den ein oder anderen Chefredakteur gegeben haben, der tatsächlich so verfahren ist.
Wolfgang Grupp ist ohne jeden Zweifel ein Internetausdrucker. Nein, Wolfgang Grupp ist nicht etwa mein Nachbar, sondern der Chef des deutschen Bekleidungshersteller Trigema. Man kennt den Mann, immer ordentlich gekleidet mit Schlips, Anzug und Einstecktuch, einer, der gerne in Talkshows zu Gast ist und für den deutschen Mittelstand redet – und sich für deutsche Arbeitsplätze einsetzt. Das ist löblich und bringt – bei aller ansonstigen Steifheit – natürlich Pluspunkte. Dass Grupp nicht unbedingt ein moderner Mensch ist, konnte man sich denken.
Aber jetzt hat er nicht nur belegt, dass er nicht modern ist, sondern auch, dass er kein glückliches Händchen für Fomulierungen hat. Denn Grupp hat über alle hergezogen, die das Internet nutzen oder gar Twitter. Grupp wörtlich in einem Interview: „Twitter ist für mich einfach nur dumm und die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten. Haben die Menschen eigentlich nichts Besseres zu tun, als über belanglosen Kram zu schreiben? Wen interessiert das?“
Qualitativ ähnlich hochwertig hat sich auch der längst vergessene TV-Star Johannes B. Kerner schon mal über Twitter geäußert. E-Mails lasse sich Grupp von seiner Sekretärin ausdrucken, erzählt er weiter. Das glaube ich gerne. Deshalb kann ich, ganz Idiot, hier eigentlich über ihn schreiben, was ich will. Lesen wird er es wohl kaum, es sei denn, seine Sekretärin druckt es ihm aus…
Die Logik des Herrn Grupp ist bestechend simpel, und man hört und liest sie immer wieder. Der Werteverfall, ja, ja. Früher habe man noch Bücher gelesen und sich gebildet – ja gibt es denn keine Bücher mehr? Klar, denn heute hängen die Menschen, das weiß Grupp genau, stundenlang vor dem PC und „verblöden“. Ohne Internet wäre die Welt laut Grupp eine bessere. Klar, dass das Internet meint, es wäre genau umgekehrt: Die Welt wäre ohne Grupp eine bessere. Aber so weit muss man nun wirklich nicht gehen.