Das Internet macht eine Menge möglich, auch, dass wir uns aus jedem Winkel der Erde mit Freunden oder Familienangehörigen unterhalten können – danke Videokonferenz auch Face to Face, von Angesicht zu Angesicht. So etwas geht zum Beispiel kostenlos mit Skype, oder aber mit Hangout, dem Videochat in Google+, hier kann man sogar mit mehreren Personen gleichzeitig chatten.
Doch Google geht jetzt noch einen Schritt weiter: Wer mag, kann mit Hangout nun eine Art Online-Fernsehsender aufmachen und live an beliebig viele Personen gleichzeitig senden, etwa ein Konzert übertragen, eine Feier zeigen oder einfach nur eine eigene kleine Show inszenieren. Hangout ist eigentlich eine Videochat-Funktion innerhalb von Google+. Wer einen PC mit Videokamera hat, kann über Hangout live mit anderen plaudern, mit bis zu zehn Personen gleichzeitig.
Ab sofort kann man Hangout aber auch verwenden, um live die ganze Welt mit einem Videostream zu versorgen, zum Beispiel um Geschäftspartnern eine Business-Präsentation zu zeigen, man kann Veranstaltung live übertragen, ein Konzert im Netz zeigen – egal was.
Hangout On Air: Eigene Live-Sendungen im Web
„Hangout On Air“ nennt sich das Ganze, eine Art eigenes Fernsehprogramm im Internet. Das durften bei Google respektive Youtube bislang nur einiger wenige ausgewählte User, vor allem Promis und Fernsehsender. Jetzt kann es eben jeder. Auch dieser Service ist kostenlos, egal wie viele Menschen dann über Hangout den Videostream verfolgen. Damit macht Google bewusst professionellen Streamingdiensten Konkurrenz, die Vergleichbares gegen Bezahlung anbieten.
Google zeichnet die „Sendung“ aber auch auf und stellt alles am Ende in einem Youtube-Video zur Verfügung, wenn man möchte. In diesem Youtube-Video ist dann alles zu sehen, was „gesendet“ wurde. Was parallel gechattet wurde, was bei Hangout auch möglich ist, wird nicht aufgezeichnet und auch nicht in die Youtube-Videos gepackt.
Brancheninsider sind übrigens recht angetan von dem neuen Service, einige sprechen sogar von einer „Killer App“ für Google+, weil sie ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Kein anderer Onlinedienst hat so etwas kostenlos zu bieten – normalerweise muss man dafür richtig viel Geld bezahlen, wenn man live Videosignale an viele versenden möchte.
Jeder kann mitmachen – gratis
Mitmachen kann grundsätzlich jeder. Einzige Bedingung: Man ist bei Google+ angemeldet, hat dort also ein Konto. Wer bereits einen Youtube-Account hat, muss diesen mit Google+ verschmelzen, da Hangout die Sendung aufzeichnet und am Ende in einem Youtube-Video bereitstellt.
Außerdem braucht man natürlich einen Rechner mit Videokamera und Mikrofon, sonst geht es nicht. Wer bereits etwas Erfahrung hat, kann sogar während der „Ausstrahlung“ zwischen verschiedenen Kameras wechseln, es gibt eine Art Regietool, in dem sich alles einstellen und kontrollieren lässt. Was man auch noch braucht, ist eine relativ schnelle Internetverbindung, damit es bei der Übertragung nicht ruckelt und stockt.
Noch nicht in Deutschland verfügbar
Die Zuschauer, die sich das Hangout-Video live anschauen, brauchen keine eigene Kamera, sie brauchen auch keinen Google-Account. Zwar kann man sich die Hangout-On-Air-Sendungen in Google+ anschauen, aber das ist nicht zwingend nötig. Hangout-OnAir-Videos können genauso gut auch in normalen Webseiten eingebunden und angeschaut werden.
Doch es gibt einen Pferdefuß: Hangout On Air ist zwar ganz offiziell gestartet und das auch in 40 Ländern der Welt – aber erstaunlicherweise noch nicht in Deutschland. Das ist sehr ungewöhnlich, weil Deutschland ein großer Markt ist und normalerweise zu den ersten Ländern gehört, in denen neue Dienste zur Verfügung stehen. Hangout On Air aber (noch) nicht, und das könnte handfeste Gründe haben: juristische nämlich. In Deutschland sieht der Rundfunkstaatsvertrag vor, dass man ab 500 Zuschauern offiziell eine Sendelizenz benötigt. Offiziell bestätigt ist das zwar von Google noch nicht, aber das könnte wohl das eigentliche Problem sein.
Das wird schwierig: Kontrolle der Inhalte
Ein anderes Problem, das Google zweifellos bekommen wird, das aber weltweit: Wer will eigentlich kontrollieren, welche Inhalte mit Hangout On Air verschickt werden? Livesendungen sind schwer zu kontrollieren. Man stelle sich vor, dass Sexfilmchen auf diese Weise verteilt werden. Oder urheberrechtlich geschütztes Material: Bevor der Verstoß entdeckt wird, ist alles schon gesendet, das könnte für Google noch eine teure Angelegenheit werden – und ganz sicher wird es noch Thema sein.
Aber das alles ändert nichts daran, dass Hangout On Air ein praktischer und auch nützlicher Onlinedienst ist, der nur einigen wenigen nicht gefallen wird: Onlinediensten nämlich, die bislang ihr Geld damit verdient haben, solche Live-Streams anzubieten.