Jetzt gibt es einen Onlinedienst, der Nachbarn miteinander vernetzt. Wie in anderen Sozialen Netzwerken kann man Verbindungen knüpfen und sich austauschen – aber eben nur mit Menschen aus dem eigenen Stadtteil.
Vor allem in Großstädten wird die Nachbarschaft immer mehr zu einem anonymen Gebilde. Viele Menschen kennen ihre Nachbarn kaum, wissen womöglich nicht mal, wer auf derselben Etage wohnt – geschweige auf der anderen Straßenseite. Dabei kann eine intakte Nachbarschaft neben guten Freunden auch tatkräftige Hilfe im Alltag mit sich bringen.
Für eine moderne Nachbarschaft setzt sich das soziale Netzwerk nebenan.de ein. Der Online-Dienst ist eine Art Facebook für den Kiez, das Stadtviertel oder den Straßenzug. Anstatt sich mit Menschen aus der ganzen Welt zu vernetzen, geht es hier um die Vernetzung in der direkten Nachbarschaft. Solche Nachbarschaftsnetzwerke sind in den USA schon der große Renner, hierzulande stehen sie noch am Anfang – nebenand.de ist ein vielversprechender Vertreter, der kürzlich seine Pforten geöffnet hat.
Wer mitmachen möchte, muss sich zunächst anmelden und seine Nachbarschaft auf einer Straßenkarte „abstecken“. Das überlassen die Macher der Webseite ganz bewusst den Nutzern, weil diese am besten wissen, wo ein Viertel beginnt und aufhört. Sind mindestens zehn Nachbarn bereit, bei nebenan.de mitzumachen, eröffnet der Dienst den virtuellen Kiez. Das bedeutet: Zu Beginn müssen die Mitglieder die Werbetrommel rühren und Nachbarn zum Beitritt motivieren. Nebenan.de bietet dafür beispielsweise einen Handzettel zum Download, den man bei seinem Nachbarn in den Briefkasten wirft.
Jeder Nutzer muss sich mit seinem richtigen Namen und einer echten Adresse anmelden, anders würde ein Nachbarschaftsnetzwerk sicher nicht funktionieren. Nebenan.de verifiziert die Angaben der Mitglieder mit einem Zugangscode, der per Postkarte kommt, oder über den Upload eines offiziellen (Behörden-)Schreibens. Alternativ funktioniert es über einen Einladungs-Link eines Nachbarn, der bereits Mitglied ist. So wird sichergestellt, dass tatsächlich nur Leute aus der Nachbarschaft im jeweiligen virtuellen Viertel mitmachen.
Nebenan.de hat sich bei den Funktionen durchaus bei Facebook inspirieren lassen. Es gibt einen News-Feed, in dem Nutzer die Beiträge der Nachbarn sehen. Das können neben gewöhnlichen Textnachrichten mit und ohne Foto auch Veranstaltungen sowie Dinge sein, die man verkaufen oder verschenken möchte. Zudem gibt es ein Fundbüro, und Gruppen lassen sich ebenso anlegen wie ein eigenes Profil. Darin sollte der Anwender neben Infos zur eigenen Person verraten, wie er Nachbarn helfen und für die Nachbarschaft nützlich sein könnte.
Nachdem Facebook den Menschen ermöglicht hat, Kontakte und Freunde jenseits der Stadt- oder gar Landesgrenzen zu finden, könnte nebenan.de der Nachbarschaft einen frischen Anstrich verschaffen und sie zu neuem Leben erwecken. Großer Vorteil: Das soziale Netzwerk senkt die Hürde, fremde Menschen auf der Straße oder im Hausflur anzusprechen. Sich persönlich bei den Nachbarn vorzustellen wird ersetzt durch die Einladungs-Mail zu nebenan.de.