40 Jahre E-Mails in Deutschland

von | 02.08.2024 | Internet

In den USA ist das Zeitalter der E-Mail bereits 1971 angebrochen – in Deutschland erst 1984. Vor genau 40 Jahren hat es zum ersten Mal „Pling“ gemacht.

Vor genau 40 Jahren ist etwas Bemerkenswertes passiert. Ein Startschuss für etwas, das wir heute für selbstverständlich, ja unverzichtbar halten. Am 3. August wurde in Deutschland die aller erste E-Mail empfangen.

Heute keine große Sache, damals aber schon. Nur hat das vor 40 Jahren praktisch niemanden interessiert – außer ein paar Nerds vielleicht. Heute ist die E-Mail unverzichtbar. Wir kommunizieren darüber, erhalten unsere Rechnung dort, tauschen uns aus oder bekommen dort die Passwörter für andere Dienste.

Die E-Mail hat sich ganz schön verändert in der Zeit.

klammeraffe

Startschuss in Karlsruhe

Der Startschuss für die erste E-Mail in Deutschland ist tatsächlich am 3. August 1984 gefallen. Ein Informatiker an der Uni Karlsruhe namens Michael Rotert hatte damals einen Computer mit CSNET-Anschluss eingerichtet. CSNET war ein frühes Computernetzwerk für Forschungseinrichtungen, um Daten miteinander auszutauschen. Laura Breeden vom CSNET in den USA wollte die neue Verbindung nach Deutschland testen. Sie verfasste eine kurze Nachricht: „Michael, this is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard.“

Breeden schickte die Mail von ihrem Bürocomputer. Die Nachricht reiste damals noch über Telefonleitungen und Satelliten nach Deutschland, braucht also durchaus ein paar Sekunden. Heutzutage ist das in wenigen Millisekunden erledigt. In Karlsruhe empfing Roterts Computer die Daten und speicherte sie. Als Rotert die Mail öffnete, markierte dies den Beginn der E-Mail-Ära in Deutschland.

Es war ein Meilenstein für die digitale Kommunikation bei uns. Damals war E-Mail noch Universitäten und Forschungseinrichtungen vorbehalten. Das änderte sich erst etliche Jahre später, als Onlinedienste wie AOL, Compuserve oder T-Online erfolgreich wurden. Doch mit der Mail war Deutschland Teil des globalen digitalen Kommunikationsnetzes, das später zum Internet wurde.

Fast 50% des gesamten Mail-Aufkommens ist Spam
Fast 50% des gesamten Mail-Aufkommens ist Spam

300 Milliarden E-Mails pro Tag

Wir müssen wohl ein wenig über die Bedeutung der E-Mail reden, auch über das Volumen. Wie viele E-Mails kursieren heute so täglich – und was steht drin?

Man kann nur Schätzungen anstellen, es gibt keine exakten Zahlen. Aber die Schätzungen sind imposant: Mittlerweile werden jeden Tag rund 300 Milliarden E-Mails verschickt. Das sind 3,5 Millionen E-Mails pro Sekunde.

Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die E-Mail nach wie vor eine große Rolle spielt. Allerdings schätzen Experten, dass 45% der Mails Spam sind, also unterwünscht verschickte Werbenachrichten. Zum Glück sind die Spam-Filter der meisten Mail-Dienste heute so gut, das Allermeiste herauszufiltern.

Die Maßnahmen, Fake-Absender zu erkennen, wurde nach und nach verbesser. Aber fast die Hälfte die Mails sind also Spam, die andere Hälfte sind Business-Mails. Private E-Mail fallen in der Bilanz kaum ins Gewicht. Die Zahl der Menschen, die E-Mails empfangen und versenden, wird auf 4,6 Milliarden geschätzt.

Aber ist E-Mail überhaupt noch zeitgemäß?

Sagen wir mal so: Schnelle Nachrichten tauschen die meisten Menschen heute viel lieber über Messenger wie WhatsApp, Signal, Telegram etc. aus – vor allem, wenn sich die Menschen kennen. Nach aktuellen Schätzungen werden hier mittlerweile mehr als 400 Mrd. Nachrichten pro Tag ausgetauscht, vor allem private Nachrichten.

Trotz der unbestreitbaren Popularität der Messenger hat die E-Mail aber keineswegs an Bedeutung verloren. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist: Egal wo man sich anmeldet, man benötigt nahezu immer eine Mail-Adresse, um sich zu registrieren.

Mit Ausnahme von Messengern. Über E-Mail werden vor allem Verwaltungsaufgaben erledigt, Rechnungen verschickt, Anfragen, Bestätigungen etc. Der größte Vorteil der E-Mail ist, sie ist universell. Egal bei welchem Provider man sein E-Mail-Postfach hat: Jeder kann jeden erreichen. Das ist bei Messengern bekanntlich nicht so.

Die erste E-Mail wurde deutlich früher verschickt

Die erste E-Mail in Deutschland war ja nicht die erste E-Mail überhaupt.

Die erste E-Mail wurde im Jahr 1971 von Ray Tomlinson verschickt, einem Ingenieur und Programmierer. Tomlinson arbeitete zu dieser Zeit an einem Projekt für ARPANET, dem Vorläufer des heutigen Internets und ein Netzwerk, das von der US-Regierung zur Vernetzung von Forschungseinrichtungen genutzt wurde.

Tomlinson hat eine Chance gesehen, Nachrichten zwischen Computern über dieses Netzwerk zu senden. Dazu entwickelte er ein System, das es ermöglichte, Nachrichten an Benutzer auf anderen Computern zu senden. Er wählte das „@“-Symbol, um den Benutzer vom Computernamen zu trennen, ein Standard, den wir ja bis heute in E-Mail-Adressen verwenden.

Die erste E-Mail war eine Testnachricht, und der genaue Inhalt ist nicht bekannt, da Tomlinson selbst sagte, es sei wahrscheinlich etwas Banales wie „QWERTYUIOP“. Es hat also 13 Jahre gedauert, bis es die erste E-Mail nach Deutschland geschafft hat.

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