Googles Marktmacht und SearchGPT

von | 08.08.2024 | KI

Googeln oder Chatbot fragen? Die Frage stellt sich künftig häufiger – nicht unbedingt zur reinen Freude von Google.

Im Internet suchen, im Netz recherchieren: Kann man sagen, sagt aber keiner. Alle sagen: „Googeln“ dazu. Das ist so sehr in unserem Sprachgebrauch, dass Googeln ganz offiziell im Duden steht. Niemand wird die Marktmacht von Google bestreiten wollen.

Die allermeisten Suchanfragen gehen bei uns, aber auch in den USA an Google. Dabei gibt es durchaus andere Suchmaschinen. Trotzdem hat ein amerikanisches Gericht Google jetzt als „Monopolist“ eingestuft.

Doch wie lange kann Google die Position noch halten, angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen auch mit Chatbots recherchieren und suchen?

Die Google-Suchmaschine wird um diverse KI-Funktionen erweitert
Die Google-Suchmaschine wird um diverse KI-Funktionen erweitert

Google, der Monopolist

Wenn ein Unternehmen so stark ist wie Google, so bekannt und so erfolgreich, da fragt man sich natürlich schon immer, ob da alles mit rechten Dingen zugeht. Ein US-Gericht hat nun in einem Urteil festgestellt: Google ist ein Monopolist und verhält sich auch so.

Schon vor einigen Jahren hatte das US-Justizministerium sowie einige US-Bundesstaaten gegen Google geklagt, weil das Unternehmen sich nach Ansicht der Kläger über das Gesetz stelle – und nach eigenen Regeln spiele, um die immerhin vorhandene Konkurrenz – darunter die Suchmaschine Bing von Microsoft – verdrängen wolle.

Ganz konkret ging es darum, dass Google Unternehmen wie Apple oder Mozilla dafür bezahlt, dass sie Google in ihren Browsern Safari und Firefox als Standard-Suchmaschine eintragen. Die aller wenigsten Menschen ändern diese Einstellung. Google zahlt Apple und Mozilla Milliarden dafür, dass die Browser so eingestellt sind. Nach dem Urteil wird das so nicht weitergehen dürfen. Apple wird es verkraften, wenn Milliarden wegfallen. Die Mozilla Foundation, die den einst so populären Browser Firefox entwickelt, ist auf das Geld als nahezu einzige Einnahmequelle angewiesen.

In Europa freie Suchmaschinen-Wahl – in USA noch nicht

Wenn Ihr nun denkt: Also ich werde doch immer gefragt, wenn ich ein Betriebssystem wie Windows oder mein neues Handy einrichte, welche Suchmaschine ich benutzen möchte…

Stimmt: Hier in Europa ist das so – spätestens seit dem „Digital Markets Act“ müssen Konzerne wie Google, Apple und Microsoft das machen. In den USA aber nicht. Da können sich Konzerne wie Google also die Sichtbarkeit erkaufen. Und Google macht das eben auch.

Man könnte denken: Ist doch egal, welche Suchmaschine jemand benutzt. Doch das ist nicht zu Ende gedacht: Google lebt vor allem von den Anzeigen, die auf der Suchmaschine verkauft werden. Je mehr Menschen, desto mehr Umsatz. Je weniger ernsthafte Konkurrenz, desto höhere Preise kann Google für seine Anzeigen nehmen. In der Tat hat der Konzern zuletzt die Preise für Anzeigenplätze immer teurer gemacht.

Noch ist Google die Suchmaschine schlechthin, die alle kennen. Doch immer mehr Menschen nutzen nun auch Chatbots, um sich Fragen beantworten zu lassen.

Chatbots sind eine Bedrohung für Google

Das ist eine ernsthafte Bedrohung. Als vor zwei Jahren die erste Version von ChatGPT öffentlich gemacht wurde, haben Google-Manager „Alarmstufe rot“ ausgerufen. Sie sind sich der Bedrohung durch Chatbots absolut bewusst – und entwickeln ja auch selbst Chatbots.

Doch nun hat OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, ein ganz neues Produkt im Test: SearchGPT. Eine Mischung aus Suchmaschine und Chatbot, könnte man sagen. SearchGPT versteht auch komplexe Anfragen – das kann die Google-Suche bislang nicht.

Beantwortet Fragen, wo möglich, nennt aber auch alle relevanten Quellen, wo man sich weiter informieren kann. Nutzer können aber auch Folgefragen stellen, denn SearchGPT hat wie ein Chatbot ein Kontextverständnis.

Das ist ein sehr interessanter Ansatz, den OpenAI da verfolgt: Im Prinzip werden die Vorteile beider Welten miteinander verbunden. Man kann in natürlicher Sprache nachfragen, wird verstanden, bekommt Antworten und Fundstellen. Ideal für Recherchen.

SearchGPT
SearchGPT

SearchGPT als Alternative zu Google

Bislang nicht. Der Testbetrieb in geschlossen, mit 10.000 Testern weltweit. Doch der Druck in dieser Szene ist so hoch, dass ich davon ausgehe, dass OpenAI diesen Dienst schon sehr bald für alle öffnet. Es wird ganz sicher nicht mehr lange dauern – und Google dann enorm unter Druck setzen. Den einen Platzhirsch, der alle Suchanfragen abbekommt, diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Der Unterschied des Energiebedarfs ist allerdings enorm. Eine Google-Suchanfrage verbraucht in etwa so viel Energie, dass eine 100-Watt-Birne 10 Sekunden lang leuchtet. Eine Chatbot-Anfrage verbraucht bis zu 300 Mal so viel Energie: Das lässt eine 100-Watt-Birne mehrere Minuten lang leuchten.

Ein komplett unterschätzter Aspekt, den wir auch bedenken sollten, wenn wir zwischen Suchmaschine und Chatbot wählen.

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